Adultismus

Machtungleichheiten zwischen Kindern und Erwachsenen

 

Adultismus? Kenn' ich nicht! - Doch, alle kennen Adultismus: wir alle waren mal Kinder, wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass einzig und allein, weil wir Kinder waren, uns unterstellt wurde dieses könnten wir nicht und uns im Befehlston mitgeteilt wurde, dass wie jenes zu tun oder zu unterlassen hätten. Uns allen wurde mit dem Verweis auf unser junges Alter Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten eingeschränkt oder genommen. Wir alle haben vielleicht noch die Sätze unserer Eltern, Erzieher_innen, Lehrer_innen oder anderer Bezugspersonen im Ohr: "Setz dich grade hin", Lass die Finger davon", Das ist nix für Kinder", "Das verstehst du erst wenn du groß bist"... Sätze, die nachhallen im Selbstbewußtsein und der Selbstwirksamkeit von Kindern.

Adultismus ist...

Adultismus beschreibt das Machtungleichgewicht zwischen Kindern und Erwachsenen. Dies führt zu Ungleichbehandlung, Ausschluss von Kindern, Abwertung und Diskriminierung. Die Grundlage ist keine andere, als das Erwachsensein der Erwachsenen. Ihnen wird damit zugeschrieben intelligenter, reifer, kompetenter als Kinder zu sein. Dies rechtfertigt die Lage und Rolle von Erwachsenen Macht über die Belange von Kindern zu haben. Adultismus ist die eine Diskriminierungserfahrung – die erste Diskriminierungserfahrung - die alle Menschen machen. Die Erfahrung von Hierarchisierungen, Auf- und Abwertungen, Ein- und Ausschlüsse kann dazu führen, alle weiteren Diskriminierungserfahrungen zu akzeptieren und/ oder selber Teil von ihnen zu sein. Nicht zuletzt verbindet sich Adultismus häufig mit anderen Diskriminierungsformen, wenn z.B. trans*geschlechtlichen Kindern, mit dem Verweis auf ihr Kindsein ihre geschlechtliche Identität in Frage gestellt, verharmlost oder aberkannt wird. Wenn die Interessen, Bedürfnisse und Empfindungen von Kindern nicht einbezogen, abgewertet oder hintergangen werden, machen Kinder die schmerzliche Erfahrung, dass ihre Stimme nicht ernst genommen wird.

Wenn sich diese Erfahrungen verstätigen, beginnen Kinder dies zu verinnerlichen. Verinnerlichter Adultismus heißt Kinder beginnen selbst zu glauben, dass Erwachsene über mehr Macht, Wissen, Kompetenzen verfügen als sie selbst und es somit Rechtens sei, dass über sie bestimmt wird. Dies führt nicht zuletzt zu einer Selbstermächtigungsstrategie von Kindern in dem sie selber adultistische Verhaltensweisen annehmen, in dem sie z.B. jüngere oder kleinere Kinder als "Babies" abwerten und ausschließen.

..."aber"...

Ist jedes Erwachsenenhandeln adultistisch, nur weil es Erwachsenenhandeln ist? Nein, ist es nicht. Kinder brauchen Liebe, Geborgenheit, Schutz, Pflege, Verantwortung, Vorbilder das ist auch unsere Rolle als Erwachsene, als Eltern, als Verwandte, als Bezugspersonen, als pädagogische Fachkräfte. Unsere Aufgabe als Erwachsene ist es, die Macht die aus diesen Rollen entspringt immer wieder kritisch zu überprüfen, zu hinterfragen und gegebenenfalls aufzugeben. Welche Regeln stellen wir auf und warum? Aus Schutz und Verantwortung für die Kinder oder aus Bequemlichkeit? Wie reden wir mit Kindern in welchen Situationen und würden wir mit einem Erwachsenen auch so reden? Ermöglichen wir Kindern ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und wo und warum behindern wir sie darin?

Gemeinsam gegen Adultismus

Als Verbündete der Kinder ist es die Aufgabe der Erwachsenen Kinder aktiv an der Gestaltung ihrer Umwelt teilhaben zu lassen. In einer Gesellschaft, in der Kinder systematisch von allen sie betreffenden Entscheidungen ausgeschlossen sind, ist das gar nicht so einfach. Es gibt aber immer die Möglichkeit Kinder partizipieren zu lassen, gemeinsam mit den Erwachsenen die Räume, Orte und Abläufe zu gestalten. Es gibt immer die Möglichkeit nicht-adultistische Inseln zu schaffen auf denen Kinder und Erwachsen kooperativ über ihre gemeinsamen Belange sich austauschen und verständigen. Entscheidend dafür ist, dass wir Erwachsene unseren eigene Adultimus erkennen und benennen und ihn aktiv beenden.

 

Seminarformate

Ich biete vielfältige Seminarformate im Themenfeld Adultismus an:

  • Einführungsseminare: Was ist dieses Adultismus denn?

 

  • Adultismus und Sprache: Wie sprechen wir eigentlich mit Kindern?

 

  • Kritisches Erwachsen-Sein als pädagogische Haltung: Praxis- und Haltungsreflexionen des pädagogischen Alltags adultismussensibel

 

  • Adultismus im Kontext von Gewaltschutzkonzepten (SGB VIII § 45)

 

  • Adultismus im Kontext von Partizipation von Kindern

 

  • Inhouse-Veranstaltungen auf den "Spuren der Kinder": Kritische Reflexionen der pädagogischen Praxis für Teams.

 

Gerne begleite ich Konzeptionstage in diesem Themenbereich. Oder aber, Ihr fandet spannend und interessant was Ihr hier gefunden habt, aber es passt nicht so ganz: einfach bei mir melden, ich bin mir sicher, wir finden eine passende Lösung.